Ein Gefühl für Töne: Fonatoren

"Ein kombinieres Gerät aus Einzeltrainer und Vibrationstrainer für die Hör-Sprecherziehung hörgeschädigter Kinder." (SIEMENS: FONATOR, Hör-Sprech-Trainer).

Fonatoren sind akusto-vibratorische Hörlern-, Sprechlern- und Kommunikationshilfen. Sie wurden in den 60-er bis 80-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt. Führend war die Firma Siemens, die bei der Entwicklung mit der Forschungsstelle der Pädagogischen Hochschule Heidelberg für Angewandte Sprachwissenschaft zur Rehabilitation Behinderter (vgl. Geschichte der FST) unter Leitung von Prof. Klaus Schulte zusammen arbeitete.

Auslöser für die Entwicklung der Fonatoren war der Contergan-Skandal (vgl. Wikipedia-Artikel), in dessen Folge viele taubblinde Kinder, oft ohne Arme und Beine geboren wurden. Wie sollten diese Kinder ihre Umwelt erfahren? Wie sollte man zu diesen Kindern Kontakt aufnehmen? Die Fonatoren waren ein Antwort-Versuch auf diese Frage. 

"... ohne Gesicht, Gehör und Getast"

"... ohne Gesicht, Gehör und Getast" - so wurden die schwer geschädigten Kinder damals beschrieben. Die Forscherinnen und Forscher beschlossen, Vibrationen zu nutzen, um den Kindern einen Kontakt zur Umwelt zu ermöglichen. Hören basiert auf Wellen - und auch Vibrationen sind Wellen. Und Vibrationen konnte man im Prinzip über die gesamte Körper-Oberfläche aufnehmen, so dass die Methode trotz der sehr verschiedenen körperlichen Behinderungen funktionieren konnte.

Zusammen mit der FST wurden verschiedene Systeme entwickelt:

  • Mono-Fonator
  • Poly-Fonator
  • Stereo-Einzeltrainer
  • Fonator-Hörsprech-Trainer
  • Fonator-Sprechtrainer
  • Mini-Fonator (vgl. dort)

Das Prinzip

Die Grundidee der Fonatoren besteht darin, dass man die nur hörbaren Schallwellen in fühlbare Vibrationen umwandelt.

 

Einer der Fonatoren-Entwickler aus der FST, Hans Christoph Strauss, schreibt dazu ca. Mitte der 1980er Jahre:

"Der "Fonator" setzt Schallereignisse aller Art, z.B. Sprechen, in vibrative Ereignisse um, die gefühlt werden können. Dies erfolgt mittels einer Übertragungskette von Mikrofon - Verstärker - Vibrator.
Die vibrativen Ereignisse, die am Vibrator gefühlt werden, werden zu vibrativen Gestalten für den Gehörlosen, wenn er im Artikluationsunterricht die Verknüpfung vibrativer Merkmale mit phonetisch-phonologischen Merkmalen erlernt hat." (Strauss, H.Chr.: Bereich Forschung und Erprobung, S.12-13, in: Schulte, K. et al. (o. J.): Einsatz der Fonator-Systeme. Julius Gross Verlag Heidelberg)

Projekt FON

1965-1968 >> 1978

Zeitraffer

Fonatoren-Entwicklung

Zeitzeuge

Wie alles begann

Zeitdokumente

Informationsblatt "FONATOR, Hör-Sprech-Trainer" der Firma Siemens (PDF-Datei, 1,5 MB).
D
1968: SUVAG II, Version 2, ein französisches Vorgänger-Modell der FST-Fonatoren
SUVAG (Système Universel Verbotonal d`Audition Guberina) 2, ein französisches Fonator-System